Zeit/Ort: Do, 07.11.2013, 19:30 -21.00 Uhr, MUZClub, Fürther Str. 63, Nbg. + Netzwerksound-DJing mit Stefan Wagner (Radio Z)

Inhalt: Nachrichten waren lange Zeit ein zentrales Element der Medien, gefolgt von Kultur, Bildung und Unterhaltung. Über das Gesehene und Gehörte konnten die Menschen sich austauschen, denn die Anzahl der Kanäle war übersichtlich. Der Informationsjournalismus der Massenmedien war ein wesentlicher Faktor der Verständigung über gesellschaftliche und politische Ziele und diente als Orientierung für das Selbstverständnis der Gesellschaft und des Einzelnen. Selbst KritikerInnen des politischen Status Quo waren in der prädigitalen Zeit meist gezwungen, sich auf Informationen aus den Massenmedien zu beziehen und hatten es schwer, alternative und verlässliche Quellen ausfindig zu machen.

Heute ist zwar die Anzahl der Informationskanäle unüberschaubar geworden, die zunehmende Kommerzialisierung der Massenmedien hat aber gravierende Folgen für die Qualität ihrer publizistischen Inhalte. So verkommt Berichterstattung immer mehr zu Infotainment.

Gleichzeitig gibt es den rasanten Prozess eines fortschreitenden Pluralismus der Lebensstile. Damit werden die traditionellen Massenmedien auch vor neue Aufgaben gestellt. Ihr Auftrag, das Bedürfnis nach Informationen zu decken, tritt scheinbar in den Hintergrund. Dafür wird es wichtiger zu zeigen: auch wer Piercings trägt, homosexuell ist oder aus einer nicht-abendländischen Kultur stammt, hat einen Platz in der Gesellschaft. Kein Wunder, dass die Einschaltquoten des Tatorts die der Tagesschau längst überrundet haben. Nicht selten beschleicht uns aber das unangenehme Gefühl, statt echten Lebensrealitäten irreführende Klischees präsentiert zu bekommen.  Als Alternative bieten sich die Community Medien an. Sie sind von jeher ein „Jahrmarkt der Kulturen“ und es sind die AkteurInnen der unterschiedlichen Lebenswelten selbst, die ans Mikrofon treten – in seltenen Fällen auch vor die Kamera. Ihr Publikum findet keine Idole vor, erhält dafür aber die Möglichkeit, sich mit der wachsenden gesellschaftlichen Vielfalt auseinanderzusetzen und sich selbst in ihr zu verorten.

Doch können Community Medien, die scheinbar nur einen kleinen Teil des Publikums der großen Medien erreichen, ihren Auftrag effektiv und effizient genug erfüllen? Werden sie in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern überhaupt ausreichend gefördert? Oder dienen sie allein als ein Feigenblatt einer unter immensen Druck geratenen Medienpolitik? Sind sie tatsächlich so wesentlich für eine Demokratie und für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, wie es EU-Politiker und wissenschaftliche Studien behaupten? Oder sind sie nur Spielwiese für Minderheiten, die hier allein ihre subjektiven Betroffenheiten und Befindlichkeiten öffentlich machen? Diesen und damit zusammenhängenden Fragen wollen wir im Rahmen unserer Diskussionsrunde nachgehen.

Gäste:

Michael Liebler; Radio Z – Vorstand, Vertreter des BFR (Bundesverband Freier Radios)

Jeffrey Wimmer; Professor für Medien und Kommunikationswissenschaft (TU Ilmenau)

Michael Ruf; Wissenschaftlicher Mitarbeiter von Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly (Stadt Nürnberg)

Martin Gebrande; Geschäftsführer der BLM (Bayerische Landeszentrale für neue Medien)

Moderation: Wally Geyermann

 

Aufzeichnung Podium „Community Medien – Spielwiese für Minderheiten oder ernstzunehmender Demokratiefaktor?“ [1h 45 min]

[audio:http://medienmagazin.net/download/bfr/zwcm2013/eroeffnung_zwcm2013.mp3]