Zeit/Ort: Fr, 08.11.2013, 10:30 – 15:30 Uhr, Nachbarschaftshaus Gostenhof
Inhalt:
Mit Kollaboration ist nicht der Opportunismus gemeint, der mit den FaschistInnen kooptierte. Kollaboration meint, was die Wikipedia weltweit vorgeführt hat: die Stärke einer Zusammenarbeit, die auch über räumliche Trennungen hinweg möglich ist.
Nun ist, wie auch die Open-Science-Bewegung, die Wikipedia ein epistemisches, ein auf Wissen gerichtetes und kein ästhetisches, auf Gestaltung und Wahrnehmung orientiertes Projekt. Wie könnte also das Äquivalent zum ‚freien Wissen‘ im ‚Freien Radio‘ aussehen?
Dank ‚freie-radios.net‚, ‚cba.fro.at‚ und anderen Plattformen ist Programmaustausch in Freien Radios inzwischen alltäglich. Der Rahmen (Austauschplattform) ist hier offen, der ‚content‘, die Inhalte und ihre Formen, bleiben aber immer so konkret und spezifisch wie die Sendepraxis, in welche die einzelnen Beiträge integriert werden.
Einen anderen Ansatz verfolgt das quelloffene ‚radio.aporee.‘, bei dem eine Community Fieldrecordings weltweit sammelt und zur Verfügung stellt. ‚radio.aporee‘, das mit ‚Ligna‘ (fsk-hh) und ‚colaboradio‘ (senderberlin.org/colaboradio) zusammenarbeitet, stellt den Ausgangspunkt des Workshops zu ‚collaborative aesthetik‘ dar.
Jenseits von Fieldrecordings geht es in dem Workshop ‚Kollaborative Ästhetik‘ darum, ‚Radiomodelle‘ (Walter Benjamin) zu finden, die einerseits so konkret sind, dass sie für andere, in anderen Freien Radios, nachvollziehbar / reproduzierbar bleiben und die andererseits so abstrakt ausfallen, dass andere darin das ihnen Eigene produzieren können.
Verantwortlich: Johannes Wilms
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Protokoll von Johannes dazu:
schwerpunkte des nachmittags waren:
archivnutzung (incl erschlieszung von podcasts),
automation (incl algorithmik),
probleme des datenjournalismus und der datenaesthetik (incl kuratierung)
ich habe versucht, die einigermaszen breite diskussion unter 4 ueberschriften zu bringen:
„anregungen“ – „fragen“ – „probleme“ – „zustaende“
A N R E G U N G E N
poesie aus mathematischen formeln?
http://de.wikipedia.org/wiki/Oulipo
bei aller automation und performanz: die subjektive perspektive halten
frn (=freie radios net): mal mit der statistik der suchanfragen auf frn arbeiten (und wenn auch nur, um selbst zu lernen, wie wir besser verschlagworten)
collagenartige/kuratierte formen als mittel zur selbstkritik nutzen
http://de.wikipedia.org/wiki/Ror_Wolf
ueber einen wiki versuchen, arbeitsplatformen herzustellen, wo sich die verschiedenen kollaborator/inn/en ihre schnipsel, links, tipps etc. zuwerfen koennen
!frn: wuenschenswert waere in der ’search‘-funktion der suchparameter ‚lenghts‘, um gezielt nach laenge beitraege zu suchen
selbstkuratierte podcasts aus frn sich generieren lassen
z.b. ueber schlagworte filtern / wobei die funktion fehlt, dass bestimmte schlagwoerter in bestimmten kontexten stehen
http://www.curatingyoutube.net/
die perlen die jede/r findet, zusammentragen, als kurzkommentierte linksammlung beispielshalber
collagen aus bestehenden hoerdatenbanken (frn, cba, archive.org etc.) erstellen – automatisiert und/oder haendisch im detail bearbeitet
frn: „haltbarkeitsdaten“ fuer beitraege (seitens der produzierenden) festlegen – mit ‚haltbarkeit‘ ist nicht loeschen gemeint
kommentarzeilen erweitern, um z.b. aktuelle hinweise zu kennzeichnen?
versionierung unterstuetzen … (z.b. aktuelle & ‚zeitlose‘ version)
die staerke der chronologie erkennen und nutzen
wuenschenswert waere eine art meta-podcast-suchmaschine, die erlaubt, die podcasts verschiedener websites _in_einem_schritt_ be-suchen zu koennen
F R A G E N
wo beginnt collaboration?
wie in einer collaborativen aesthetik mit hierarchien umgehen? mit vorschlaegen?
wer vorschlaege macht, ist der chef?
sind die 24 sendepausen der radiokampagne ein auftragswerk, der wie ein bauauftrag funktioniert?
wie collaborieren die einzelnen radios untereinander?
wie die bereits existierenden platformen besser nutzen?
?wie gehen wir mit fehlinformationen um?
?wie gehen wir mit einer bewussten, unter umstaenden produktiven stoerung um?
?wie koennen wir bei frn eine bessere/aesthetisch funktionale oberflaeche fuer user/innen bieten?
soundcloud hoerspielfunktionen nutzen?
wie demokratisch geht’s in freien radios und deren blogs zu?
wollen wir eine ‚besucher dieser graeber besuchen auch die graeber von…‘-aesthetik? eine warum-in-die-ferne-schweifen-amazon-ist-doch-so-nah-aesthetik?
soundcloud staerker nutzen?
?frn: eine zweite oberflaeche erstellen, die nach rubriken ordnet? die also aus dem selben datenbestand, eine andere darstellung generiert? eine art freie-perlentaucher-net?
in welchem grad wollen wir automation einsetzen?
das demokratische entsteht doch aus und in der diskussion.
wuerden wir uns der aesthetik einer mathematischen formel hingeben wollen?;) strukturalismus jenseits des konzepts vom autor? oder benutzen wir collagen zum decollagieren?
wie koennen wir stimmen wiederfinden in der ungeheuren vielstimmigkeit unserer zeit, mit beispielsweise mrd. von tweets? das geht doch nur noch technisch, oder?
den hex-code vom 3.86-kernel versenden?
wie koennten wir in frn andere podcasts integrieren? etwa in form von linksammlungen … (bsp: chaosradioexpress, alternativlos, …)
P R O B L E M E
die dialektik der nischen durchbrechen: ich habe in einem freien radio meine nische, da hab‘ ich meine ruhe, aber mich stoert eben leider auch niemand mehr … wie kann da produktiver kontakt entstehen?
?wie koennen wir angesichts immer groeszer werdender archive und maschine bestimmen, was wir hoeren wollen?
in der freien kollaboration kann jede/r beitragen, was sie/er moechte
die strukturen werden aber nicht gemeinsam bestimmt
auch ist das produkt meistens der kontrolle der produzierenden entzogen
das politische problem von aktionsradio, dem die inhalte anarchisch zuwachsen ….
damit entsteht ein „pruefungsproblem“, rundfunkrechtlich ….
wie kann aus den heterogenen beitraegen wieder eine sendung entstehen?
voelliges oeffnen bedeutet ein (inhaltliches) problem
cba ist offenbar user freundlicher als frn, aber weniger praktikabel fuer freie radioredaktionen
frn(=freie radios net): es gibt keine absprache ueber beitraege und ihre listung
Z U S T A E N D E
frn: charta und redaktionsstatuten geben einen aeuszeren rahmen vor, der allerdings kein aesthetischer ist
stichwort: datenjournalism: koennen wir auf automation ueberhaupt noch verzichten
http://www.washingtonpost.com/wp-srv/special/national/black-budget/
es gibt sie doch, die „werke“ – unter der gpl; bsp: die 24h sendepausen cd
aus der folklore, dass wir so tun, als ob die maschinen was koennen, was wir nicht koennen, rauskommen
sammeln als form